Dienstag, 24. Oktober 2017

Kruzifix! Ein Fleck!


Wie die spätgotische Hausfrau (oder der Hausmann mit Flecken im teuren Rock) von heute weiß, sind Flecken von Wein, Zwiebeln oder anderen säurehaltigen Lebensmitteln auf pflanzengefärbten Stoffen ein großes Übel: Die Farbe bleicht aus.

Dass Bleichflecken auch „damals“ ein Problem waren, zeigt u.a. das MS. Cent. VI.89, das Nürnberger Kunstbuch aus dem 3. Drittel des 15.Jahrhunderts, in dem es zwei Rezepte zum Beheben dieser Flecken gibt:
Für Rotes und Braunes:

„[…] nym einen kalck, der abgelescht sey vnd thu den in ein new heflein vnd geuß ein fauls waßer das an vnd laß es stein ij stund vnd rür es durch ein ander, […] nim selbig waßer vnd necz die fleck da mit […]“


Bei einem grünen Stoff:

„[…] so nym ein frischen waidaschen vnd thu den in ein news hefelein vnd geuß ein faules wasser dar an vnd laß es stein ein halben tag vnd nym den die selben laugenvnd netz die fleck da mit […].“ 

(beides zitiert nach Ploss, Ernst Emil: Ein Buch von alten Farben, München 1967)

In beiden Rezepten wird auf unterschiedliche Art eine Lauge hergestellt (einmal mit gelöschtem Kalk und einmal mit Waidasche, der Asche der Waidfärber) und der Fleck damit benetzt.

Im Praxistest, den Martin und Regina im fernen Westen (nicht Valinor, sondern Tirol) durchgeführt haben, um einen gebleichten Rotweinfleck auf rotholzgefärbter Wolle zu entfernen, haben sie Pottasche mit Wasser vermischt und einige Zeit stehen gelassen. Dann wurde der Bleichfleck zuerst mit reinem Wasser befeuchtet damit die Lauge nicht an der trockenen Wolle abperlt und richtig aufgenommen werden kann. Danach haben sie wenig Lauge auf den Fleck gegeben. 

Es ist notwendig mit der Lauge möglichst nur die gebleichte Stelle zu befeuchten, da sonst die Farbe um den Fleck ebenfalls einen anderen Farbton annimmt (weinroter rotholzgefärbter Stoff wird dann lila). 

Nach ein paar Minuten kann der Fleck, falls er noch zu hell ist, nochmals mit Lauge behandelt werden. Wichtig dabei ist, zwischen den beiden Behandlungen zu warten, da die Farbe nachdunkelt.

Abstract for our english speaking visitors:

As the gotic housewife knows, spots made from Wine, onions or other acidic things are a big problem on plant-dyed fabrics, because the colour bleaches out.

Two recipes from the MS. Cent. VI.89, the „Nürnberger Kunstbuch“ from the third quarter of the 15th century show, that this was of course also a problem in medieval times.

For red an brown
„[…] nym einen kalck, der abgelescht sey vnd thu den in ein new heflein vnd geuß ein fauls waßer das an vnd laß es stein ij stund vnd rür es durch ein ander, […] nim selbig waßer vnd necz die fleck da mit […]“

For green
„[…] so nym ein frischen waidaschen vnd thu den in ein news hefelein vnd geuß ein faules wasser dar an vnd laß es stein ein halben tag vnd nym den die selben laugenvnd netz die fleck da mit […].“
 
(Ploss, Ernst Emil: Ein Buch von alten Farben, München 1967)

In both recipes a lye is produced (in the first case using hydrated lime, in the second case with potash made from ash used by woad-dyers) and the spot is moistened with it.
When we tried out this method to ged rid of a bleeching spot on a brazilwood-dyed wool fabric (caused by red wine) we used potash. The potash was mixed with water and left untouched for some time. 
Then the bleaching spot was moistened with clean water tho prevent the lye to roll of the dry wool.
After that, a small amout of lye is put on the bleaching spot. It is important that only the bleached parts of the fabric are touched bye the lye to prevent discoloration.
If the bleaching spot is still to bright after a few minutes it can the treatend a second time. A few minutes of waiting are important because the darkening of the spot goes slowly.