Es ist ja immer Gelegenheit für eine neue Darstellung ... und diese eine, neue hat besonders viel Spaß gemacht!
Wie schon angekündigt haben wir am letzten Wochenende eine Fotoserie im Schnee gemacht und natürlich war mir dafür ein entsprechender Anlass wichtig! Einfach sinnlos im Schnee rumzustehen macht im Blick auf die historische Realität ja wenig Sinn, also haben wir den ganzen Fototermin unter ein vertretbares, historisches Motto gestellt das richtig gut zur jetzigen Jahreszeit passt: Feuerholzbeschaffung!
Das mit dem Holz für Ofen und, meist offene, Feuerstelle in den Häusern des hochgotischen Wiens ist ja durch viele schlechte Mittelalterfilme schon recht schlecht beleuchtet. Da werden nämlich gewaltige Scheite in noch gewaltigeren Kaminen verbrannt, das man glaubt die wollen Erz verhütten.
In Wahrheit wurde das Haus des 14.Jahrhunderts mit Klaub- und Kleinholz beheizt, das sich im englischsprachigem Raum unter der Bezeichnung "Wood" zusammenfassen lässt. Wie bei vielen anderen Beispielen aus dem englischen Mittelalter findet sich nämlich eine Sprachdualität zwischen dem herrschaftlich gebrauchten Französisch und dem vom einfachen Volk verwendeten, angelsächsisch dominierten Englisch. In diesem Fall haben wir das germanischstämmige Wort "Wood" für alles Strauch- und Bruchholz dem gegenüber das wertvolle Bauholz, "Timber", steht, dessen Sprachwurzel im lateinisch-französischen liegt. Dies spiegelte sich auch in der Verwendung des Holzes wieder, denn "wood" war der einfachen Bevölkerung in der Verwendung erlaubt während "timber" mit herrschaftlichen Rechten belegt war.
Ähnliches ist im Hochmittelalter auch im Raum Wien zu beobachten, wo es, sprachlich zwar nicht so deutlich abgegrenzt auch zu einer unterschiedlichen Rechtsbehandlung der Holz"arten" kam. So war den Wiener Bürgern das Holzsammeln im Wienerwald erlaubt, während das Schlagen von Bauholz ohne herrschaftliche Genehmigung streng verboten war.
Erst mit dem Übergang vom 13. ins 14. Jahrhundert erkannten die Landesherrn die mögliche Einnahme Quelle des niederqualitativen Holzes, welches vorwiegend für Zaun- und Gerätebau und als Brennholz Verwendung fand, und begannen das Klaubholz unter ihre Kontrolle zu stellen. Von nun wurde es von Angehörigen der herrschaftlichen familia gesammelt um dann auf den Märkten in Wien verkauft zu werden. Dazu brauchte es natürlich entsprechende Arbeitskraft und so kommen wir zu ihm: Niklas, dem Klaubholzsammler!