Mittwoch, 15. Januar 2014

Fundstück der Woche V

Das dieswöchige Fundstück ist für mich besonders schön, weil es mal wieder eine österreichische Handschrift ist! Es handelt sich dabei um einen Seite aus dem Urbar des Klosters Baumgartenberg, welches um 1335 entstand:


Das Blatt bietet einen wundervollen Detailreichtum und ein paar wirkliche Besonderheiten:

- der in Mi-Parti gekleidete Jagdknecht unten vor dem Tor trägt tatsächlich Lappenärmel wie sie für Österreich erst 15 Jahre später als typisch zu betrachten sind. Eine derart frühe Darstellung dieses Ärmeltypus ist mir sonst nur aus dem französischen Raum bekannt!

- in dem kleinen Türmchen oben rechts hängt doch tatsächlich eine kleine gläserne Hängelampe wie sie z.B. aus den Londonfundkomplexen überliefert ist

- die Dame im Mittelteil des Bildes gleich rechts vom Abt hat einen Überkittel (auch Suckl/Suckenie/Surcot) an, der eine interessante Randeinfassung vorweist .. ich musste da spontan an eine Borte denken?

- der ebenfalls in Mi-Parti gekleidete Mann links neben dem einreitenden Ritter, dem Vogt Walchun von Clam, trägt eine schöne gezaddelte Gugel ... aber verkehrt herum?

Für ein einzelnes Blatt schon eine ganze Fülle an kuriosen Details. Da würd ich mir glatt wünschen ein Faksimile oder zu mindestens mehr von den Bildern dieser Handschrift in die Finger zu bekommen! Hat da irgendwer da draußen noch Information zu diesem Urbar? Vielleicht irgendwelche Links, Buchtipps oder Kontakte? Ich würde mich sehr über Zuschrift freuen!